Automation mit Augenmaß
Elektroplanung und Schaltschrankbau bei der Elektroanlagen Röring GmbH
Der Schaltschrankbau bei Röring ist hoch automatisiert. Die mechanische (Laser-)Bearbeitung übernimmt eine Perforex LC-Anlage der neuesten Generation, bei der Verdrahtung wird der Werker von EPLAN Smart Mounting unterstützt. Beim Routing kommt EPLAN Pro Panel zum Einsatz und alle an der Planung und am Schaltschrankbau Beteiligten arbeiten mit einem Digitalen Zwilling, der in der Cloud abgelegt ist. Mit diesem klaren Konzept plant und baut Röring komplexe Steuerungen und Schaltschränke u.a. für Biogas-Anlagen und für hoch automatisierte Produktionslinien.

Hier hängt alles mit allem zusammen: Schaltschränke für eine Industrie - Produktionsanlage im Testfeld von Röring.
Was hat eine Event-Arena für Musicals mit einer Biogas-Anlage und einer robotergestützten Produktionsstraße für Automobilkomponenten gemeinsam? Für alle drei Aufgabenfelder plant und baut die Elektroanlagen Röring GmbH in Vreden Schaltschränke – und übernimmt auch, wenn gewünscht, die komplette Elektroplanung einschließlich Automatisierung und SPS-Programmierung. So unterschiedlich diese Anwendungen sind: Es handelt sich immer um anspruchsvolle Projekte mit großem Steuerungsaufwand, entsprechend komplex sind die Schaltschränke und natürlich die Automatisierungstechnik sowie die SPS-Programmierung.
Kernkompetenz: Steuerungstechnik für Biogas-Anlagen
Ein typisches Projekt ist „live“ in der Schaltschrankfertigung zu sehen und passt auch deshalb gut, weil es für den aktuell größten Branchenschwerpunkt von Röring bestimmt ist. Geschäftsführer Markus Aagten: „Über Deutschland und sogar über Europa hinaus sind wir als Experten für den Schaltschrankbau von Biogas-Anlagen bekannt. Hier haben wir eine sehr gute Marktposition, auch bei Sonderanlagen z.B. für den ´Gas-to-grid´-Betrieb.“
Zu den „Leuchtturmprojekten“ von Röring in diesem Bereich gehört die größte Biomethan-Anlage Europas in Friesoythe. Aber auch die Schaltanlage, die sich aktuell im Prüffeld befindet, ist komplex. Markus Aagten: „Die Biogas-Erzeugung ist ja kein diskreter Prozess mit vielen aufeinanderfolgenden Schritten, sondern quasi ein einziger großer Prozess mit vielen Variablen, die sich gegenseitig beeinflussen.“ Deshalb hängt bei den bis zu 63 Schaltschrankfeldern buchstäblich alles mit allem zusammen, wie man an den zahlreichen Verbindungsleitungen sieht. Entsprechend herausfordernd sind die Prüfung und die Endabnahme.

Für die Erfassung, Aufzeichnung und Visualisierung von Prozessdaten hat Röring mit DiaLogo ein eigenes Tool entwickelt, das in der Prozessindustrie gern genutzt wird.
Elektro-Engineering: „Mit wenig viel schaffen“
Beim Elektro-Engineering arbeitet Röring mittlerweile im zehnten Jahr mit der EPLAN Plattform. Markus Aagten: „Unser Ziel: Mit smarten Lösungen große Wirkung erzielen‚ und das gelingt uns auch.“ Mit EPLAN Electric P8 erstellen die Elektrokonstrukteure – meist auf der Basis von STEP-Daten, die der Kunde bereitstellt – allpolige und auch einpolige Schaltpläne. Dabei nutzen sie intensiv das Data Portal und auch im eigenen Hause entwickelte Standards und Makros. Die 3D-Schaltschrankplanung erfolgt ebenso auf der Basis von EPLAN Pro Panel wie das Routing, die Bündelung und die Konfektionierung der Leitungen. Und wenn das Engineering abgeschlossen wird, werden die EPLAN Daten intensiv weiter genutzt. Elektrokonstrukteur Kevin Korte: „Den fertigen Schaltplan laden wir über eView in die EPLAN Cloud. Die Kollegen in der Werkstatt arbeiten auf dieser Basis, und dank Red- und Greenlining können alle Beteiligten immer auf den jeweils aktuellen Datenstand zugreifen.“
Werkstatt: Automation von Anfang an
Die Schaltschrankfertigung von Röring ist automatisiert vom ersten Schritt und von Anfang an. Zeitgleich mit EPLAN, also in 2014/15, wurde eine Perforex-Anlage für die mechanische Bearbeitung angeschafft. Sie ist noch im Einsatz, inzwischen steht mit der Perforex LC aber auch eine Laserbearbeitung zur Verfügung. Markus Aagten: „Das ist ein deutlicher Fortschritt, angefangen bei der Beschickung der Anlage mit Rollwagen, ohne Spannen. Der Laser findet selbst den Nullpunkt und kann die Schränke fast allseitig bearbeiten – ohne Entgraten, in hoher Qualität.“ Bei Bedarf übernimmt Röring auch die mechanische Bearbeitung von Schaltkästen. Und: Fast täglich liefert ein Lkw von Rittal Schaltschränke und -komponenten an. Ebenfalls automatisiert ist das Ablängen von Hutschienen – mit einem Secarex-Zuschnittzentrum von Rittal Automation Systems.
„Smarte“ Montage und Verdrahtung
Die Automatisierung in der Montage ist jüngeren Datums: Seit rund anderthalb Jahren kommt hier EPLAN Smart Mounting zum Einsatz. Das bedeutet: Der Werker sieht auf seinem Laptop (mit Touch-Funktion) den jeweils nächsten Montageschritt. Sobald er dessen Ausführung quittiert, wird ihm der nächste angezeigt. Das beschleunigt den Prozess und standardisiert ihn zugleich – aber das ist nur einer von mehreren Vorteilen. Markus Aagten: „Die Fertigung hat alle Daten zur Hand, die wir in der Planung generieren. Und die Kollegen z.B. in der Auftragsplanung können immer den aktuellen Stand der Montage einsehen. Das bewährt sich in der Praxis.“ Diese Vorteile hat Röring früh erkannt und gehörte deshalb zu den ersten Nutzern von EPLAN Smart Mounting.
Auf eine automatisierte Verdrahtung verzichtet Röring bislang bewusst: die Kabel werden von einem Dienstleister konfektioniert. Bei der Verdrahtung hingegen wird zwar keine Automatisierung, aber doch eine Arbeitserleichterung genutzt: „Wir verdrahten seit etwa zwei Jahren mit EPLAN eView. Der Mitarbeiter sieht auf dem Laptop den Schaltplan und kann so den nächsten Verdrahtungsschritt planen.“

Für die 3D-Schaltschrankplanung nutzen die Röring Elektrokonstrukteure EPLAN Pro Panel.

Der digitale Zwilling vor Ort: EPLAN Smart Mounting zeigt den jeweils nächsten Arbeitsschritt bei der Schaltschrankmontage.
Die Wertschöpfung verlagert sich in die Planung
Mit der schrittweisen Nutzung der EPLAN Plattform wurde, so Markus Aagten, die Fertigung schlanker: „Die Wertschöpfung verlagert sich ins Büro und in die Planung – auch deshalb, weil die Qualität der Pläne entscheidend ist für die effiziente Fertigung. Diesen Weg werden wir weiter gehen.“ Einer der nächsten Schritte wird gerade vorbereitet: Die Kommissionierwagen werden künftig mit einem Scanner ausgerüstet. Dann kann der Mitarbeiter in der Fertigung jedes beliebige Bauteil scannen und auf dem Laptop dessen Platz im Schaltschrank sehen. Das spart nochmals Zeit bei der Montage.
Fazit: Klug automatisiert
Im Rückblick hat Röring in den vergangenen Jahren wesentliche Schritte der Schaltschrankplanung und –fertigung intensiv digitalisiert (u.a. mit EPLAN Pro Panel, EPLAN eView und EPLAN Smart Mounting) und automatisiert (u.a. Laserbearbeitung mit Rittal Perforex LC). Bei anderen Arbeitsschritten, insbesondere bei der Verdrahtung, setzt man eher auf Werkerunterstützung als auf Automation. Markus Aagten: „Wir prüfen sehr genau, was und wo wir automatisieren, und haben immer auch Arbeitserleichterungen durch Ergonomie und Visualisierung im Blick.“ Das ist offenbar ein gutes Erfolgskonzept, wenn man die Entwicklung von Röring betrachtet.

Arbeitsteilung: Zwei Unternehmen – ein Aufgabenfeld
Das von Stefan Röring im Jahr 1990 in der Garage gegründete Unternehmen startete mit dem Schaltschrankbau und setzte dabei sehr frühzeitig – Stichwort 3,5“-Diskette – auf digitale Prozesse. Offenbar auch auf kluge Nachwuchsförderung: 1992 wurde mit Markus Aagten der erste Auszubildende eingestellt. Er ist heute Geschäftsführer.
Die Elektroanlagen Röring GmbH zählt neben Industriebetrieben in Energie- und Umwelttechnik vor allem auch Maschinenbauer, Kommunen, landwirtschaftliche Betriebe sowie die Lebensmittelindustrie, Planungs- und Architekturbüros zu ihren Kunden. Zum Dienstleistungsspektrum gehört auch die Programmierung: Ein erheblicher Teil der Belegschaft ist auf diesen Aufgabenbereich spezialisiert.

Zukunft gestalten: Röring wächst und entwickelt sich weiter
Die Schwesterfirma Energieanlagen Röring GmbH, die für Sommer 2025 aufgrund einer Erweiterung von Lager, Produktion und Büro einen Umzug plant, konzentriert sich auf Herstellung und Vertrieb von Trafos und stromführenden Schaltanlagen. Auch Ladeinfrastruktur für die E-Mobilität gehören zum Entwicklungs- und Fertigungsspektrum.
Beide Unternehmen beschäftigen zusammen rund 60 Mitarbeiter und befinden sich bereits seit einiger Zeit im Generationenwechsel. Jetzt übergibt die erste Generation den Staffelstab an die zweite: Marlies und Stefan Röring treten einen Schritt zurück und übergeben die Verantwortung an Anna Röring und Markus Aagten – mit frischen Ideen und dem gemeinsamen Ziel, die erfolgreiche Unternehmensgeschichte weiterzuschreiben.

Alles im Blick: Eigenes Visualisierungssystem
Zu den Besonderheiten, mit denen die Schalt- und Steueranlagen von Röring ausgestattet sind, gehört die im eigenen Haus entwickelte Steuerungssoftware DiaLogo®. Sie ist modular aufgebaut und überwacht, steuert, misst und regelt alle Maschinen- und Anlagenprozessdaten vor Ort oder über Fernwartung.
Prozessdaten wie Temperaturen, Drücke, Drehzahlen oder Füllstände werden in frei konfigurierbaren Kurvendiagrammen oder übersichtlichen Tabellen dargestellt. Abweichungen von vorgegebenen Sollwerten werden erkannt, aufgezeichnet und gemeldet. Das schafft die Voraussetzung für eine schnelle Fehlervorausschau, -analyse und -behebung.